es beginnt mit einer geschenkten kamera
adalbert defner entstammt einer wohlhabenden familie, die seit mehreren generationen in millstatt in kärnten ansässig war. sein vater war gutsbesitzer mit gasthof, kaufhaus und lebzelterei. so wie seine vorfahren leitet er als bürgermeister zeitweise die geschicke von millstatt. die ersten lichtbildnerischen experimente startet der junge adalbert, nachdem er und sein bruder
konrad eine "photographische ausrüstung" geschenkt bekommen. adalbert verliert früh seine mutter und muss als sechzehnjäriger ins internat nach salzburg, wo er seine matura ablegt. nach erfolgreichem abschluss seines naturwissenschaftlichen studiums an der universität wien arbeitet er zunächst als assistent am dortigen zoologischen institut. später unterrichtet er am gymnasium in wien. sein fotografisches wissen, das er in diesen jahren vertieft, ermöglicht ihm, im ersten weltkrieg an der südfront als heeresfotograf zu arbeiten. die dabei gesammelten erfahrungen lassen in ihm den wunsch reifen, den wenig geliebten beruf des lehrers an den nagel zu hängen, um sich ausschließlich der fotografie zu widmen.

erste gehversuche als landschaftfotograf
er übersiedelt nach wernigerode/harz, richtete dort 1919 im hause seiner schwiegereltern eine dunkelkammer ein. seine vorliebe gilt der landschaftaufnahme. der nahe harz bietet dem begeisterten bergsteiger und schitouristen adalbert defner ein breites betätigungsfeld. die landschaften hielt er anfänglich in großformaten fest. dann -aufgrund der nachfrage - beginnt er mit der produktion von postkarten und weitet diese auf stadtansichten aus. 1923 legte der autodidakte fotograf in magdeburg seine meisterprüfung ab.

in tirol gehts weiter
nach dem scheitern seiner ersten ehe übersiedelte er 1925 nach innsbruck und gründet seinen zweiten lichtbildverlag und seine zweite familie. der landschaftliche reiz und das schöne bergpanorama des südlichen mittelgebirges geben 1929 den anlass, firmen- und wohnsitz nach igls zu verlegen. der betrieb läuft gut. die ansichtskarten werden in österreich, holland, deutschland und italien verkauft. markenzeichen dieser schwarz/weissen karten ist der weisse rand und die einkopierte handschrift "dr. a. defner". daneben verlegt er erfolgreich kalender, schreibt bücher und hält für den alpenverein in österreich und deutschland erfolgreiche lichtbildvorträge. er fotografiert im format 9 x 12 auf glasplatten. als apparat dient ihm eine "kühn-stegemann-studienkamera" häufig in kombination mit dem imagonobjektiv, das heinrich kühn für rodenstock entwickelte. die postkarten werden stück für stück im kontaktverfahren auf das fotopapier belichtet und dann entwickelt.

auf den boom folgen schwere jahre
nach blütejahren des unternehmens in den ersten dreissiger jahren folgen rückschläge durch wirschaftskrise und krieg. die materialknappheit in der nachkriegszeit erschwert die produktion zusätzlich. doch der verlag überlebt und mit ihm die schwarz/weissen klassiker. langsam beginnt die zeit der farbfotografie und der farbpostkarten. diesen schritt überlässt adalbert defner seinen kindern karl, gundula und angelika, die in die photograpischen fussstapfen des firmengründers treten. karl defner übernimmt das familienunternehmen. er sorgt mit seiner kamera dafür, später unterstützt von seiner schwester angelika, dass die kunden immer neue postkarten- und kalendermotive finden. gundula gründet ihren eigenen sonnenverlag. die künstlerischen gene der vierten tochter elisabeth führen sie nach wien. nach der ausbildung an der akademie für angewandte kunst gründet sie ihr goldschmiedeatelier. der verlag dr. a. defner wird mittlerweile in der dritten generation vom enkel thomas geführt.

nach wie vor gültig
auch vierzig jahre nach dem tod von adalbert defner haben seine fotografien ihre gültigkeit behalten. ein bildaufbau in dem man die regeln der alten meister findet, streng konzipierte, reduzierte ausschnitte und perfekte tonwerte. es war der etwas andere blick auf die dinge, der adalbert defner und seine fotografie auszeichnete und das geheimnis seines erfolges wurde.

buchtipp
adalbert defner, "lichte landschaft - photographien 1910 bis 1969", herausgegeben von rupert larl und guther waibl, haymon verlag, 1999, isbn, 3-85218-299-9

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der fotograf dr. adalbert defner
19. Jänner 1884 Millstatt bis 15. Dezember 1969 in Innsbruck